Jung kauft Alt (04.12.2017)

 

Die Stadt Sassenberg sollte junge Menschen zum Kauf alter Häuser für sich gewinnen, damit dem Leerstand und der Vergreisung im Ortskern entgegengewirkt wird. Hierzu sollte eine Förderung für entsprechende Interessenten im Haushalt eingestellt werden.

Die Förderung unter dem Namen „Jung kauft alt“ wird in vielen Städten und Gemeinden bereits praktiziert und ist somit kein Neuland.

 

Das Ergebnis einer solchen Förderung kann in folgenden Punkten liegen:

  • der Verjüngung der Bauquartiere

  • der Stabilisierung der Immobilienwerte

  • der Sicherung der Infrastruktur (Kindergärten, Schulen, ÖPNV, Einkaufsmöglichkeiten, Ver- und Entsorgung) und der Reduzierung des Flächenverbrauches.

 

Die Förderung sollte sich auf den Erwerb eines Altbaues (auch Abriss und Ersatzbau), sowie die Erstellung eines Altbau-Gutachten beziehen.

Die genauen Förderbedingungen, wie geförderter Personenkreis, Definition des Begriffes „Altbau“, Höhe der Förderung, sollte eine Expertenrunde erarbeiten. Diese Runde könnte u. a. aus örtlichen Architekten, Immobilienmaklern, Landschafts- und Städteplanern und Baufinanzieren zusammengestellt werden.

Außerdem sollte in Erfahrung gebracht werden, ob europäische oder deutsche Fördermittel für dieses Programm abgerufen werden können.

 

 


 

Einschätzung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW)
Quelle: Handelsblatt vom 19.06.2017

Köln(dpa). Deutschlands Bauherren bauen in ländlichen Regionen nach Einschätzung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) viel zu viel. In einer neuen Studie konstatieren die Kölner Wissenschaftler, dass in vielen Landkreisen deutlich mehr gebaut wird als eigentlich sinnvoll wäre – gemessen an der schrumpfenden Bevölkerung und der Tatsache, dass vielerorts bereits Häuser leer stehen. Das IW empfiehlt den Kommunalverwaltungen eine Reihe von Gegenmaßnahmen.

„Wir stellen mit Schrecken fest, dass in ländlichen Regionen immer noch sehr viele Einfamilienhäuser gebaut werden“, sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. „Wir haben durch die neue Bautätigkeit eine verstärkte Zersiedelung.“ Falls die Bauherren von heute ihre Häuser in der Zukunft wieder verkaufen wollen, werden sie sich nach Einschätzung Voigtländers sehr schwer tun: „Da die Bevölkerung schwindet, fällt die Nachfrage langfristig weg. Das wirkt sich natürlich auf die Preisentwicklung aus.“ Neben sinkenden Preisen und Zersiedelung erwarten die Forscher noch ganz andere negative Folgen wie verödende Dorfzentren und neue Leerstände.

In der Studie werden exemplarisch einige Landkreise genannt: Im niedersächsischen Kreis Emsland etwa sind demnach zwischen 2011 und 2015 mehr als 1060 Wohnungen mehr gebaut worden, als auf Basis der Bevölkerungsentwicklung und der bereits bestehenden Leerstände zu erwarten gewesen wäre. Zum Großteil handelt es sich dabei um große Wohnungen oder Einfamilienhäuser.

Die Entwicklung ist aber keineswegs auf Norddeutschland begrenzt: In weiten Teilen des wirtschaftsstarken Bayern wird laut IW ebenso zu viel gebaut wie im Schwarzwald, in der Eifel oder in Nordhessen. Ein Extrembeispiel: Im Landkreis Waldeck-Frankenberg nördlich von Marburg wären nach IW-Einschätzung lediglich sieben neue Wohnungen notwendig gewesen. Gebaut wurden jedoch fast 200.

In den Ballungsräumen hingegen fehlen weiter Wohnungen. In Berlin etwa sind laut Studie in den vergangenen Jahr nur 40 Prozent der eigentlich benötigten Wohnungen gebaut worden, in München 43 Prozent und in Hamburg 59 Prozent.

Nach einer 2016 veröffentlichten Schätzung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung stehen in ländlichen Regionen Deutschlands fast zwei Millionen Wohnungen leer.

Das IW empfiehlt Kommunen mit ausuferndem Neubau ein robustes Vorgehen: keine neuen Baugebiete ausweisen, Neubauten an den Abriss von alten Häusern koppeln und die Ortskerne attraktiver machen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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